Seit ein paar Tagen habe ich so einen richtigen Schreibfluss. Das ist natürlich erfreulich; es geht etwas voran. Und ich gewinne wieder einen Bezug zu meinem Thema, nachdem ich nun Monate in der Matrix verbracht (Das klingt extrem cool, finde ich. Und es passt einfach zu dem ausschließlichen Denken in Variablen.) und nur Zahlen gesehen habe.
Als ich meine Probandinnen suchte, habe ich natürlich nicht immer ganz offen gelegt, worum es geht. Das möchte ich nun nachholen.
Und weil ich in den letzten Tagen mich entschieden habe, dass ich mit dem Abschluss meiner Arbeit meinen Blog auch tatsächlich beenden werde, möchte ich zum Schluss etwas tun, das ich nicht unbedingt vorhatte, nämlich wirklich persönlich über mein Thema zu erzählen. Wie es dazu kam und wie ich nun, fast zwei Jahre nach meiner Idee, darüber denke.
Das Ganze beginnt mit einem Moment, an den ich noch eine sehr genaue Erinnerung habe. Ich stand in meinem Wohnzimmer in der Erlanger Wohnung und ich glaube, ich stand mit dem Blick zu dem schlimmsten Fenster in der ganzen Wohnung; dem, das sich (wie fast alle außer ein Küchenfenster) nicht mehr öffnen ließ und blöderweise auch nicht über einen Balkon zugänglich war, sodass man es von außen nicht mehr putzen konnte. Ich hatte es mit einem Dekostoff abgehängt, weil der Anblick selbst mir als jemand, der seine Fenster ca. nur zweimal im Jahr putzt, zu hart war.
Ich erinnere mich, wie sich in meinem Kopf die Worte formten "Ich bin hier total isoliert." und im selben Moment "Ich bin lebendig begraben.". Die Erkenntnis war ein Schock. Sehr lang hatte ich es verdrängt und plötzlich wurde ich mir meiner unglaublichen Misere bewusst.
In dem Moment krachte irgendwie alles über mir zusammen. Und mir wurde klar, dass ich etwas tun musste.
Der Wunsch nach einer Partnerschaft ist glaube ich bei den meisten alleinstehenden Menschen immer ein Thema. Um zu wissen, dass dieser Wunsch auch einen guten Grund hat, braucht man auch kein Psychologiestudium. Selbst als sehr überlebensfähiger Mensch, der zudem auch noch Zeit für sich braucht und nun schon über sein halbes Leben allein lebt (das Kind zähle ich hier mal nicht mit) fühle ich mich schutz- und rastlos, solange ich den Menschen, der mich ergänzt, nicht gefunden habe.
Nach vielen Niederlagen und Enttäuschungen, gekrönt vom Scheitern meiner kurzen Ehe, wusste ich allerdings nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Ich war völlig durcheinander und desillusioniert. Hatte ich sowieso nie von der Nummer mit dem Märchenprinzen auf dem weißen Pferd und der romantischen Hochzeit in Weiß geträumt, hatte ich folglich nach dem Ehe-Aus erst einmal das kleine bisschen Rest-Romantik, das vermutlich auch irgendwo in mir schlummert, gna-den-los vom Tisch gewischt.
In dem Fall wäre es natürlich am besten, das Thema erst einmal ruhen zu lassen. Und trotzdem bin ich natürlich auch ein Mensch mit Bedürfnissen und Sehnsüchten - und WELTmeisterin darin, das vor mir selbst zu verleugnen. Also - nicht die Tatsache, dass eine Partnerschaft schon irgendwie nett wäre natürlich. Aber ich ging das alles erst einmal nüchtern an.
Wenn man nun gefühlt am A**** der Welt sitzt mit einem Kleinkind daheim, in einer Studentenstadt, in der die meisten Menschen aus dem alltäglichen Umfeld entweder zehn Jahre jünger und dazu weiblich sind oder ihre Familienidylle haben und man auch da nicht wirklich reingehört, man zudem auch noch chronisch abgebrannt ist, bleibt da natürlich nicht viel, außer die kostenlos zugänglichen Datingportale.
Ich will diese Portale gar nicht schlecht reden. Man lernt nach einiger Zeit, damit umzugehen. Und tatsächlich trifft man da auch spannende Menschen - ich habe dort sogar Männer kennengelernt, mit denen ich bis heute noch Kontakt habe. Einen davon möchte ich, auch wenn wir uns selten hören und noch seltener sehen, nicht mehr missen, weil er sich wirklich wie ein langer, vertrauter Freund anfühlt und wir auf einer sehr tiefen Ebene miteinander sprechen können. Mehr ist da halt nicht - aber auch nicht weniger.
Nach einiger Zeit wurde mir aber ein weiterer "Nutzen" klar: Meist wird man auf solchen Portalen dazu angehalten, sich zu beschreiben und auch anzugeben, was man eigentlich sucht. Und ich bin Meisterin im Ausfüllen von Profilseiten. Pah, was heißt eigentlich Profilseiten - ich schreibe keine Profile, ich baue Biotope. Meine Profile leben, sie entwickeln sich und verändern sich auch mit jeder Erfahrung, die ich mache. Wie praktisch für die Selbstreflexion!
Die meisten meiner Erfahrungen machte ich schriftlich und beim Durchsehen der anderen Profile dort und schon das reichte mir, um mir immer klarer darüber zu werden, was ich nicht möchte. Tatsächlich aber habe ich auch auf diesem Weg Menschen besser kennengelernt. Auf wenige habe ich mich, mal mehr, mal weniger, aber immer mindestens ein bisschen, eingelassen und nachdem ich ja nun immer noch alleine bin, dürfte klar sein, dass auch all diese kleinen Versuche nicht ohne kleinere, manchmal auch größere Kratzer einhergingen. Die wiederum lehrten mich, was ich offenbar brauche, was ich will und wozu ich bereit bin. All dies war irgendwie ständig im Wandel und das spiegelte sich in dem, was ich dort schrieb und löschte und hinzufügte und änderte..... kurzum: Ich fand ganz ehrlich mein eigenes Profil auf diesen Seiten immer am interessantesten.
Diese Datingseiten haben aber auch hässliche, anstrengende, demütigende und verletzende Seiten. Schon das gesamte Procedere ist würdelos, es ist ein "meat market", eine Fleischbeschau, ein Menschen-Shoppen, ein ständiger Vergleich und manche Männer halten es offenbar für die preisgünstigere Variante zu käuflichem Sex. Als Frau kann man eigentlich noch so sehr darum kämpfen, als Person wahrgenommen zu werden und noch so deutlich schreiben, dass man nichts von "casual Dating", Affären, "Friends with benefits" etc. hält (nicht, ohne das vorher auch gründlich in Erwägung gezogen zu haben!) - es wird ja meist nicht einmal gelesen. Und die Zuschriften, die man bekommt, von denen fange ich gar nicht erst an. Nur so viel: Komplette Sätze mit Satzzeichen, einem Gruß vorne und hinten - Fehlanzeige.
Trotz allem findet man wie gesagt manchmal eine Perle und selbst, wenn bislang nichts dabei herausgekommen ist - es ist ein relativ ökonomischer Weg, "unter Menschen" zu kommen. Und so schlug ich dort doch einige Abende meiner "Einzelhaft" tot und hatte eine Art on-off-Beziehung mit dem online-Dating - off, weil es mir schnell auch zu viel wurde und ich das doch überwiegend primitive Niveau nicht gut auf Dauer ertragen konnte und on, weil ich dachte, ich sei es mir schuldig, das Thema mit der neuen Partnerschaft noch nicht ganz abzuhaken - mit wenig Aufwand, ohne genau zu wissen, was ich will und was ich überhaupt noch bekomme und vor allem stets darum bemüht, mich und mein Herz zu schützen.
Und irgendwann fand ich mich in meinem Wohnzimmer, halb tot vor Einsamkeit. Voller Angst vor erneuten Niederlagen und Verletzungen, angewidert von den Lügen auf dem meat-market, von der Gefühllosigkeit, den der Distanz und dieser Dissoziation, die sich in mir eingeschlichen hatte. In der ganzen Zeit hatte mein Kopf zwar immer weiter gearbeitet bei der Analyse meiner do & don't-Liste - aber meine Gefühle hatte ich ganz, ganz weit weg geschoben.
Diese Erkenntnis, einsam zu sein, war für mich ein Schock. Und mir wurde klar, dass es nur einen Weg gibt, das zu beenden, nämlich mir wieder zu gestatten zu fühlen, zu brauchen, zu wünschen - und damit ein gewaltiges Risiko einzugehen. Und, mich damit auseinanderzusetzen, was Partnerschaft für mich bedeutet, denn irgendwie hatte ich immer noch gar kein richtiges Bild davon. Die Jahre waren nur so an mir vorbeigerauscht, ich hatte mich verändert. Als ich den Vater meines Sohnes kennenlernte, hörten wir noch Rage Against The Machine, Metallica und gingen bei The Cavalera Conspiracy ab wie Schmidts Katze. Dass ich da herausgewachsen bin, ist mir erst vor Kurzem klar geworden. Mittlerweile höre ich wieder (wie in meiner Jugend schon) gern Klassik und instrumentale Musik und habe mir vor einiger Zeit erst ganz viel Tango-, Flamenco- und Jazz heruntergeladen. Aber auch das ist ein anderes Thema.
So ähnlich war das mit dem Thema Partnerschaft auch, das heißt: Ich habe mich zum ersten Mal vor dem Hintergrund damit auseinandergesetzt, dass ich mich wirklich wieder einlassen muss und wie ich mir das so vorstelle. Ich habe gesehen, dass ich dafür als Frau, die sich auch weiterentwickelt hat, auf neues Terrain einlassen und meine vertraute Komfortzone verlassen müsste, indem ich mir eingestehe, was mir fehlt, wonach ich mich sehne und was ich auch brauche. Brauche, herrje!
Naja, und was macht man da als Wissenschaftlerin-to-be? Ganz genau. Erst mal abchecken, ob sich das alles überhaupt lohnt. Dem drohenden emotionalen Terrain erst mal ganz laut das erlernte Forschungshandwerk entgegensetzen und eine Art qualitative Kosten-Nutzen-Analyse machen.
Vor dem Hintergrund der Kosten - Partnersuche (sich weiterhin online mit ätzenden Kerlen herumschlagen), Zeitaufwand (Studium, Kind, was noch?!), Schutzwall herunterlassen (Hilfe!) - LOHNT es sich überhaupt? Wird es mir dann auch wirklich besser gehen oder ist es einfach nur eine zusätzliche Belastung, eine neue Partnerschaft aufzubauen, zu organisieren und auszuhandeln und zwar in einer Triade, nicht nur in einer Dyade?
Da spielen natürlich eine Menge Faktoren mit hinein, gar keine Frage. Ich habe mir dafür ein paar Punkte ausgesucht und mich dabei - ganz romantisch - an dem Prinzip von Prognoseinstrumenten aus der Straftäterbegutachtung orientiert: Ich wollte vor allem objektive Merkmale der Beziehung verwenden, das ist ja auch am praktischsten. Wie so eine Art Checkliste, um damit eine Prognose erstellen zu können. Eine Checkliste wird das natürlich nicht, aber ich hoffte, zumindest sagen zu können: Unter dieser und jener Bedingung tut ein neuer Freund einer maximal gestressten alleinerziehenden Frau tatsächlich auch so richtig gut.
Meine Theorie dazu werde ich beizeiten mal erklären. Aber nicht mehr heute.
Ein Bericht über die letzten Monate im Studentenleben einer Alleinerziehenden: Während das Kind zum ersten Mal die Schulbank drückt, schreibt Mama ihre Masterarbeit. Eigentlich ziemlich cool - und ein bisschen bekloppt. Aber auf jeden Fall ein Finale furioso!
Über mich
Meine "Alleinerziehenden-Bio"
Sonntag, 12. Juni 2016
Donnerstag, 2. Juni 2016
Feng Shui gegen das ... Moment. Das war ja was anderes.
Ich habe keine Ahnung, wo es hingekommen ist, dieses supertolle Buch über das Aufräumen. Ich bin eigentlich so gar kein Feng-Shui-Typ, aber "Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags" war ein absoluter Glücksgriff . Es ist bestimmt schon über 15 Jahre her, dass mir das Buch aus dem GU-Verlag, der ja für alles gute Ratschläge in bunt, bunter, am buntesten in Petto hat, in die Finger kam und aus irgendeinem Grund habe ich es gekauft. Die Autorin ist in Punkto Aufräumen so gründlich, dass sie sogar das Thema Darmreinigung auf das Allergründlichste erörtert - und auch, wenn ich letzteres tunlichst vermeide, habe ich zum Ausmisten seitdem ein fast ekstatisches Verhältnis. Und es kekst mich an, dass ich schon so lange nicht mehr Zeit hatte, hier mal wieder klar Schiff zu machen und mich vor allem von unheimlich viel Baby- und Kinderzeug zu trennen, man kennt das ja... Aber das ist eigentlich gar nicht so sehr das Thema, über das ich mich auslassen wollte - es ist nur eine unheimlich elegante Einleitung.
Meine Mutter hat mich darauf gebracht. Ich habe versucht, ihr irgendwie begreiflich zu machen, in welchem Stadium ich mich mit meiner Masterarbeit gerade befinde. Denn ich sitze eigentlich - abgesehen von den 2 Tagen, in denen ich tatsächlich für Geld arbeite, dauernd daran und rechne, schreibe, verschaffe mir einen Überblick, lese, fasse zusammen... und irgendwie ist nichts von den mindestens 80 Seiten, die ich schreiben sollte, zu Papier gebracht. Das gibt einem irgendwann schon zu denken.
Sie verglich das Ganze dann mit einer großen Aufräum-Aktion und tatsächlich kenne ich genau das: Wenn mich so richtig der Rappel packt und ich plötzlich wie ein Duracell-Hase durch die Wohnung wusle mit dem festen Vorsatz, mal so richtig Ordnung (meist bedeutet das: in meine Gedanken...) zu machen, arbeite ich stundenlang wie im Rausch - und irgendwann schaue ich mich um und könnte heulen, denn ich blicke auf einen substanziellen, riesengroßen
Saustall.
Meist gehen dann keine Türen mehr auf oder zu und auf jedem Tisch, auf jeder Ablage, auf jedem Quadratzentimeter des Fußbodens steht oder liegt irgendwas herum. Und es ist schon Abend.
Das Ganze endet dann meist wie durch ein Wunder vergleichsweise wenige Stunden später, nämlich so gegen 22 Uhr und ich stehe in einem perfekt aufgeräumten, sauberen Zuhause, in dem ich plötzlich viel freier atmen kann und plumpse anschließend glücklich und erledigt in mein frisch überzogenes Bett.
So in etwa erhoffe ich mir den weiteren Verlauf meiner Arbeit auch. Wobei die zeitlichen Relationen nochmal etwas anders ausfallen müssten, denn das Lektorat ist für Mitte August angesetzt und wie wir alle wissen, sind da schon längst Sommerferien - der Hort hat natürlich ausgerechnet dann geschlossen (Juhu.).
Ich habe vor über einem Jahr mit diesem riesen Projekt angefangen. Wenn ich gewusst hätte, wie gnadenlos ich mich damit übernehme, hätte ich es mir vielleicht wirklich nochmal anders überlegt... monatelanges Programmieren und Testen (mit -zig Wiederholungsschleifen wegen immer neuer Fehler in den wenn-dann-Filtern) der online-Befragung mit dem kleinen Zusatz, nebenher mal einen Blog zu basteln, damit meine Teilnehmerinnen und jeder, den es (nicht) interessiert, ein bisschen verfolgen kann, wem er (also sie) ihre Freizeit geopfert hat, um sich über sein Privatleben löchern zu lassen. - zwischenrein das Kind einschulen - und im Nachhinein feststellen, dass die Befragung so saudoof codiert war, dass ich nach dem Ziehen des Datensatzes erst mal einen erheblichen Anteil meiner über 400 Variablen umcodieren musste. Und vorher drüber nachdenken! Sich wieder in SPSS einarbeiten. Zwischenrein immer wieder mal ein bisschen Geld verdienen. Den Faden verlieren. Nochmal von vorne anfangen. Fehler finden. Nochmal von vorne anfangen. Weitere Fehler finden. Nochmal von vorne anfangen. Methodenteil schreiben. Rechnen, rechnen, rechnen. Irgendwie das Gefühl haben, nichts mehr nachvollziehen zu können. NOCHMAL VON VORNE ANFANGEN.
Mittlerweile habe ich glaube ich so ziemlich alles (an einfachen Verfahren und ein bisschen kompliziertere auch) gerechnet, dass ich gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Mein Ordner ist voll mit Unterordnern, Syntax-, Output- und Excel-"Übersicht"s-Dateien, dass ich schon wieder eine Übersicht bräuchte, was nun eigentlich was ist...
Und eigentlich wollte ich im Mai die Statistik abschließen.
Natürlich funkt das "echte" Leben auch immer wieder mal dazwischen. Ich lasse an dieser Stelle mal Seth Gecko sprechen (Ich selbst sage sowas natürlich nicht. Also nicht laut. Also nicht in der Öffentlichkeit.) :
(Übrigens meiner Meinung nach eine der wenigen Filmszenen, die in der synchronisierten Variante um so vieles witziger sind, als in der Originalversion. "The world is my oyster" ist zwar auch ziemlich lässig, aber hiervon weit, weit entfernt.)
Ansonsten gehört ein beträchtlicher Teil meiner Aufmerksamkeit einer ganz anderen Baustelle - meinem Job und einem Thema, an der mein Herz sehr hängt. Da wird in nächster Zeit auch geballte Kompetenz und vor allem ein gutes Netzwerk gebraucht, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und gerade deswegen muss diese Masterarbeit nun endlich abgeschlossen werden.
Insofern: Ich werde mir nun die Finger wund schreiben! Und hoffentlich kann ich, wenn ich nächstes Mal Zeit zum Posten finde, etwas über meine Ergebnisse berichten und die Frage beantworten, was eine alleinerziehende Mutter überhaupt davon hat, eine neue Partnerschaft einzugehen oder ob das nur ein Haufen Stress und ergo vergebliche Liebesmüh ist. Denn genau darum ging es mir - sowas muss man schon mal mit wissenschaftlichen Mitteln klären, finde ich.
Meine Mutter hat mich darauf gebracht. Ich habe versucht, ihr irgendwie begreiflich zu machen, in welchem Stadium ich mich mit meiner Masterarbeit gerade befinde. Denn ich sitze eigentlich - abgesehen von den 2 Tagen, in denen ich tatsächlich für Geld arbeite, dauernd daran und rechne, schreibe, verschaffe mir einen Überblick, lese, fasse zusammen... und irgendwie ist nichts von den mindestens 80 Seiten, die ich schreiben sollte, zu Papier gebracht. Das gibt einem irgendwann schon zu denken.
Sie verglich das Ganze dann mit einer großen Aufräum-Aktion und tatsächlich kenne ich genau das: Wenn mich so richtig der Rappel packt und ich plötzlich wie ein Duracell-Hase durch die Wohnung wusle mit dem festen Vorsatz, mal so richtig Ordnung (meist bedeutet das: in meine Gedanken...) zu machen, arbeite ich stundenlang wie im Rausch - und irgendwann schaue ich mich um und könnte heulen, denn ich blicke auf einen substanziellen, riesengroßen
Saustall.
Meist gehen dann keine Türen mehr auf oder zu und auf jedem Tisch, auf jeder Ablage, auf jedem Quadratzentimeter des Fußbodens steht oder liegt irgendwas herum. Und es ist schon Abend.
Das Ganze endet dann meist wie durch ein Wunder vergleichsweise wenige Stunden später, nämlich so gegen 22 Uhr und ich stehe in einem perfekt aufgeräumten, sauberen Zuhause, in dem ich plötzlich viel freier atmen kann und plumpse anschließend glücklich und erledigt in mein frisch überzogenes Bett.
So in etwa erhoffe ich mir den weiteren Verlauf meiner Arbeit auch. Wobei die zeitlichen Relationen nochmal etwas anders ausfallen müssten, denn das Lektorat ist für Mitte August angesetzt und wie wir alle wissen, sind da schon längst Sommerferien - der Hort hat natürlich ausgerechnet dann geschlossen (Juhu.).
Ich habe vor über einem Jahr mit diesem riesen Projekt angefangen. Wenn ich gewusst hätte, wie gnadenlos ich mich damit übernehme, hätte ich es mir vielleicht wirklich nochmal anders überlegt... monatelanges Programmieren und Testen (mit -zig Wiederholungsschleifen wegen immer neuer Fehler in den wenn-dann-Filtern) der online-Befragung mit dem kleinen Zusatz, nebenher mal einen Blog zu basteln, damit meine Teilnehmerinnen und jeder, den es (nicht) interessiert, ein bisschen verfolgen kann, wem er (also sie) ihre Freizeit geopfert hat, um sich über sein Privatleben löchern zu lassen. - zwischenrein das Kind einschulen - und im Nachhinein feststellen, dass die Befragung so saudoof codiert war, dass ich nach dem Ziehen des Datensatzes erst mal einen erheblichen Anteil meiner über 400 Variablen umcodieren musste. Und vorher drüber nachdenken! Sich wieder in SPSS einarbeiten. Zwischenrein immer wieder mal ein bisschen Geld verdienen. Den Faden verlieren. Nochmal von vorne anfangen. Fehler finden. Nochmal von vorne anfangen. Weitere Fehler finden. Nochmal von vorne anfangen. Methodenteil schreiben. Rechnen, rechnen, rechnen. Irgendwie das Gefühl haben, nichts mehr nachvollziehen zu können. NOCHMAL VON VORNE ANFANGEN.
Mittlerweile habe ich glaube ich so ziemlich alles (an einfachen Verfahren und ein bisschen kompliziertere auch) gerechnet, dass ich gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Mein Ordner ist voll mit Unterordnern, Syntax-, Output- und Excel-"Übersicht"s-Dateien, dass ich schon wieder eine Übersicht bräuchte, was nun eigentlich was ist...
Und eigentlich wollte ich im Mai die Statistik abschließen.
Natürlich funkt das "echte" Leben auch immer wieder mal dazwischen. Ich lasse an dieser Stelle mal Seth Gecko sprechen (Ich selbst sage sowas natürlich nicht. Also nicht laut. Also nicht in der Öffentlichkeit.) :
(Übrigens meiner Meinung nach eine der wenigen Filmszenen, die in der synchronisierten Variante um so vieles witziger sind, als in der Originalversion. "The world is my oyster" ist zwar auch ziemlich lässig, aber hiervon weit, weit entfernt.)
Ansonsten gehört ein beträchtlicher Teil meiner Aufmerksamkeit einer ganz anderen Baustelle - meinem Job und einem Thema, an der mein Herz sehr hängt. Da wird in nächster Zeit auch geballte Kompetenz und vor allem ein gutes Netzwerk gebraucht, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und gerade deswegen muss diese Masterarbeit nun endlich abgeschlossen werden.
Insofern: Ich werde mir nun die Finger wund schreiben! Und hoffentlich kann ich, wenn ich nächstes Mal Zeit zum Posten finde, etwas über meine Ergebnisse berichten und die Frage beantworten, was eine alleinerziehende Mutter überhaupt davon hat, eine neue Partnerschaft einzugehen oder ob das nur ein Haufen Stress und ergo vergebliche Liebesmüh ist. Denn genau darum ging es mir - sowas muss man schon mal mit wissenschaftlichen Mitteln klären, finde ich.
Montag, 11. April 2016
Reality bites
"Und, wie läuft's?"
"Naja. Nicht so toll."
"Was los, erzähl!"
In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass ich an dieser Stelle sage, dass ich nicht darüber reden will. Sowas mochte ich eigentlich nie. Ich habe es immer vorgezogen, mindestens eine kurze Antwort zu geben, weil ich immer dachte, dass mein Gegenüber sonst anfangen würde zu spekulieren oder es einfach so wirke, als wolle ich mich einfach interessanter machen. Und einfach zu sagen "Mir geht's gut.", wenn es nicht der Fall ist, ist nicht meins.
Was ist passiert? Nichts. Dabei wäre es höchste Zeit, dass etwas passiert.
Es ist noch nicht lange her, da habe ich Freudentränen vergossen. Weil es ganz so aussah, als ob endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei. Das Studium neigt sich dem Ende entgegen und seit Mitte 2013 arbeite ich eigentlich gezielt auf ein Ziel hin, nämlich nach dem Studium wissenschaftlich tätig sein zu können, wobei eine Promotionsmöglichkeit das Sahnehäubchen sein sollte. Nur ist das natürlich nicht ganz so einfach, wenn man
a) räumlich nicht flexibel ist, weil man sein Kind nicht aus seinem gewohnten Umfeld herausreißen und erst recht nicht von dem klein wenig Familienanschluss trennen möchte
b) man altersmäßig aus dem Rahmen der meisten Stipendien herausfällt und
c) man in die Rentenkasse einzahlen muss und aus der studentischen Krankenversicherung herausfällt, was eine Anstellung unverzichtbar und ein Stipendium, selbst, wenn man mit viel Glück eins bekäme, hinfällig macht.
Tatsächlich sah es bis vor Kurzem so aus, als ob es für mich zwei Möglichkeiten gebe. Ich habe mich nicht darauf verlassen, aber hatte das Gefühl, als ob es durchaus realistische Chanen geben könnte - "Alles wird gut.", dessen war ich mir schon relativ sicher.
Was tatsächlich geschehen ist, ist, dass ich nun eine 25%-Stelle habe - ein Traum. Ich darf mich mit einem Thema beschäftigten, das mich wissenschaftlich brennend interessiert und mit dem ich mich in letzter Zeit privat mehr beschäftigt habe, als ich es mir mit der noch nicht fertigen Masterarbeit leisten kann. Die Tatsache, dass ich mich nun gegen Bezahlung damit befassen darf, empfinde ich als großen Luxus. Und der Dienstausweis in der Tasche fühlt sich gut an.
Im Oktober darf ich den Dienstausweis dann auch wieder abgeben, die Stelle ist befristet und es sieht nicht gerade so aus, als ob es ein Danach gäbe - wie das halt so mit befristeten Stellen ist.
Mit meiner Masterarbeit möchte ich im Sommer fertig sein und nun weiß ich wieder nicht, was danach auf mich zukommt. Dafür weiß ich, was im Rahmen meiner Masterarbeit noch auf mich zukommt. In meiner großen Menge an Daten möchte ich herausfinden, was die Zusammenhänge zwischen Stress und Wohlbefinden bei alleinerziehenden Frauen mit neuem Partner moderiert - also welche Faktoren dazu führen, dass es einer Alleinerziehenden mit Freund besser oder schlechter geht. In einem Datensatz mit über 210.000 Zahlen.
Dafür habe ich ein halbes Jahr Testverfahren zusammengestellt, an einer online-Befragung herumprogrammiert und die Daten von über 600 Frauen erhoben. Alleine. Und nun frage ich mich, warum ich mir so etwas angetan habe. Ich hätte mir ebenso gut ein Thema von einem Lehrstuhl geben lassen können - schon geplant und evt. mit einem fertigen Datensatz. Ein völlig legitimes und vernünftiges Vorgehen - hätte ich vermutlich auch gemacht, wäre ich nicht fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, selbst etwas auf die Beine zu stellen, wenn man forschen will.
Ich war eigentlich immer davon überzeugt, dass sich der schwierigere Weg lohnt - nicht, weil ich ein naives Gerechtigkeitsempfinden habe, sondern, weil manche Dinge Zeit brauchen und weil man sich für Dinge, die es wert sind, anstrengen muss. Und ich habe wirklich gekämpft. Zähne zusammengebissen. Augen zu und durch. Im Moment fühle ich mich, als würde ich in jedem Lebensbereich trotz Anstrengung, Geduld und gutem Willen, Motivation und Einsatz scheitern.
Ja, ich weiß, das klingt furchtbar und pathetisch und jämmerlich. Aber irgendwann geht auch mir die Kraft aus. Die Unsicherheit macht mich mürbe.
Während ich das schreibe, bekomme ich Nachrichten von Söhnchens Papa, der mir begeistert und voller Stolz erzählt, wie süß die beiden Kinder miteinander sind.
Ich freue mich - nicht nur für ihn, sondern auch darüber, dass wir diesen Umgang miteinander gefunden haben und er mir solche Nachrichten überhaupt schreibt. Es ist gut zu wissen, dass es ihm und seiner kleinen Familie gut geht. Er ist glücklich.
Es ist nicht gut, darüber nachzudenken, wovon ich weit, weit entfernt bin und was ich vermutlich alles nicht haben werde.
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