Dienstag, 24. November 2015

Wenn sich Stress ankündigt

... wie es aktuell der Fall ist, hilft nur noch eins: Planung. Daran habe ich mich vorgestern wieder erinnert und mich gleich an die Arbeit gesetzt.

Früher - also in meiner "Exil"-Zeit, in der das Studium mit maximalem Zeitaufwand und Leistungsdruck verbunden war - gehörte das zum Standard. Jede Woche vorbereiten und zwar fast minutiös. Wenn eine Klausur auf mich wartete, wusste ich drei Monate vorher, wie viel Stunden mir  - netto - für die Vorbereitung zur Verfügung standen. Kein Witz. Und auch jetzt wird es Zeit, mir über den Zeitplan mehr als nur ein paar Gedanken zu machen. Semesterende ist der 31. März, wenn ich bis dahin alles unter Dach und Fach haben möchte, sollte ich in etwa bis zum 1. März abgegeben haben, damit noch ausreichend Zeit für die Korrektur und das Organisatorische ist.

Das wären noch genau 14 Wochen. Klingt erst mal ziemlich komfortabel, aber 14 Wochen sind nicht gleich 14 Wochen Zeit für die Masterarbeit. Vor allem nicht im Wintersemester, in dem ich arbeite - zwar insgesamt nicht viel, aber wenn, dann geballt. 

Das bedeutet, dass ich vor allem in den Weihnachtsferien kaum zu meiner Masterarbeit komme, da ich in diesen zwei Wochen Seminararbeiten korrigiere - 15 x 30 Seiten, manchmal mehr, manchmal weniger - ich schätze, mich erwartet ein dicker Stapel Papier. An jeder Arbeit sitze ich - mit Glück - nur zwei Stunden, wobei das stark von der Qualität abhängt. Bei guten Arbeiten reicht es, sie inhaltlich zu korrigieren - bei schlechten hat man schon allen zwei Stunden damit zu tun, Ausdruck, Rechtschreibung und Interpunktion zu korrigieren und danach darf man den meist nicht sehr erfreulichen Text noch einmal lesen, um auch über den Inhalt nachzudenken. Solche Arbeiten sind wahre Zeit- und Energiefresser. 

Und das, wohlgemerkt, in den Weihnachtsferien. Und hier geht es schon los mit der Planung: Der Hort hat natürlich geschlossen und es gibt ganz viele Feiertage, an denen ich natürlich auch ein wenig Zeit mit meinem Sohn haben möchte, in Ruhe... viel bleibt davon nicht: 

Am 25., 26. und 27. Dezember ist er bei mir, 
von 28. auf den 29. bei seinem Papa, 
am 30., 31. und 1. Januar auch wieder bei mir, jedoch bringe ich ihn 
am 1. Januar schon zu seiner Oma, wo er bis zum 3. Januar bleibt - 
dann haben wir den 4. Januar wieder zusammen und 
am 5. und 6. ist er nochmal bei seiner Omi. 

Das klingt so, als ob er verdammt viel weg ist und wenn ich das so zusammenrechne, ist er auch die halben Ferien unterwegs. Für mich ist eine Woche netto aber gerade genug, um diesen Papierkrieg zu bestreiten und dafür wenigstens die Tage mit meinem Kind zu genießen. Das ist dann wieder das Positive, auf das man sich immer (!) fokussieren sollte - sonst bringt einen das schlechte Gewissen um. 

Für meine Masterarbeit bedeutet das wiederum, dass ich von 14 Wochen schon mal zwei abziehen kann.

Ich habe vor, meine Erhebung bis nach Weihnachten laufen zu lassen - noch vier Wochen. Davon verbrate ich eine für meine  Nebenfach-Hausarbeit... mittlerweile ist sie fertig geschrieben, aber die ganzen Zitationen und Transskriptionen aus dem Arabischen müssen vervollständigt werden - und sie müssen absolut fehlerfrei sein, da damit die Note steht und fällt. Da wiederum muss ich mich erst mal einlesen und zwar gründlich. Islamwissenschaftler haben für ihre schriftlichen Arbeiten nämlich mal ein so ganz anderes System. Für mich eine große Umstellung und natürlich fehleranfällig. Dafür gebe ich mir eine Woche.

Bleiben 11 für die Masterarbeit - und das ist wirklich nicht viel. Eine gute Zeiteinteilung ist unumgänglich., das bedeutet, dass ich mit der statistischen Analyse eigentlich erst im Januar anfangen kann, wenn die Korrekturen zu Ende sind. Wenn ich mir drei Wochen für die Berechnungen gebe, bin ich am 29. Januar damit fertig. 

In dieser Zeit stehen aber auch nochmal 22,5 Stunden Arbeit an (Gespräche supervidieren). Und ich hoffe, dass ich das Glück habe, das an maximal vier Tagen machen zu können - besser wären drei - die Zeiteinteilung muss mit anderen Supervisorinnen abgesprochen werden und ich habe zudem jeweils 2,5 Stunden Fahrzeit pro Tag. In der Zeit muss für die Betreuung meines Sohnes am Abend gesorgt werden. Wenn ich allerdings Pech habe, darf ich an 10 Tagen für zwei, drei Stunden Arbeit durch die Gegend fahren - ganz blöd! Und ja, das Thema macht mich ein bisschen nervös.

Am 1. Februar stelle ich meine Arbeit im Kolloqium vor, das heißt, dass ich die letzte Januarwoche auch noch an einer Präsentation sitzen werde, die ich, wenn ich es geschickt mache, immer nebenher erstelle. 

Dann habe ich noch vier Wochen, um den Ergebnisteil und die Diskussion zu schreiben und das Ganze in eine präsentable Form zu bringen - auch hier sind die Richtlinien das A und O und das ist nicht gerade meine Stärke... die Zeit ist ein Albtraum.

Für mich heißt das, dass ich vor Weihnachten mit der Arbeit für mein Nebenfach sowie Theorie- und Methodenteil für die Masterarbeit fertig sein muss. Im Idealfall habe ich vorher schon Zeit, mich in die statistischen Analysen einzudenken. Denn manches von dem, was mir vorschwebt, ist völliges Neuland für mich und ich hoffe inständig, dass mich das nicht ausbremsen wird.

Im Grunde ist der Zeitplan ganz in Ordnung, aber mein Spielraum ist knapp. Ein optimaler Arbeitstag beginnt für mich um 8 Uhr und endet um 16 Uhr - 8 Stunden, von denen ich ca. eine Stunde Pause(n) abziehen kann - also 7 Stunden täglich "netto"- Arbeits- Schreibtischzeit. Die habe ich aber nur, wenn ich nicht plötzlich vor der Frage stehe, was es eigentlich zu essen gibt und mir auffällt, dass wir keine saubere Wäsche mehr haben oder ich vormittags nicht ans Telefon gehe, wenn die Nummer meiner Mutter oder einer Freundin draufsteht - zu Hause zu arbeiten hat so seine Tücken... 

Um meinen "Daheim"-Job also noch einigermaßen gut hinzubekommen, muss ich mich jeden Sonntag abends hinsetzen und die Woche durchplanen, damit möglichst wenig "Fehler" passieren. Jeder Einkauf, jede Mahlzeit wird durchdacht. Jede Verabredung abgewägt. Jeder Arzttermin möglichst so gelegt, dass er mir nicht den Arbeitstag zerreißt. 

Das ist natürlich alles die optimale Planung, die bedeutet, dass unter der Woche 35 Netto-Stunden an meinen Arbeiten basteln kann - Einkäufe mache ich nach 16 Uhr, da darf der Junge (der mich immer schimpft, wenn ich ihm um 16.15 Uhr vom Hort hole, weil er immer gerade am Spielen mit seinen Freunden ist...) dann auch mal ein bisschen länger bleiben. Wenn ich ihn geholt habe, schauen wir uns die Hausaufgaben gemeinsam an, dann mache ich ihm das Abendessen (ein Thema für sich bei einem mäkeligen Esser). Neuerdings geht der Junge erst um 20 Uhr ins Bett, nachdem er bei seiner bislang üblichen Zeit - 19 Uhr - nicht mehr einschlafen konnte. Während er nach dem Essen (das bei ihm wirklich lange dauern kann) spielt, kümmere ich mich um den Haushalt und mit etwas Glück springt noch eine halbe Stunde Zeit für uns beide raus, in der wir ein Spiel machen oder (Vor-)Lesen. 

Meistens kommt  danach der obligatorische Anruf bei  meiner Mutter, dann bereite ich den nächsten Tag vor (Kalender sichten, Kaffeemaschine füllen, Klamotten rauslegen, Post-Its schreiben, Verbindungen für die öffentlichen raussuchen bei Bedarf) und irgendwann um 21 Uhr habe ich dann auch Feierabend. Um 6 klingelt der Wecker und ich brauche eigentlich 7-8 Stunden Schlaf, aber so schnell komme ich am Abend nicht runter, dass ich es bis 22 Uhr ins Bett schaffe... meist wird es Mitternacht, ganz schlecht.

In den letzten Wochen habe ich mein straffes Programm etwas schleifen lassen - ich habe einfach mal eine Zeit gebraucht, in der ich den Fuß vom Gas nehmen konnte - aber das ist nun definitiv vorbei. Ich muss mir angewöhnen, jeden Sonntag Abend meine Planung zu machen für die kommende Woche und dafür in Kauf  nehmen, dass es spät wird: Letzten Sonntag war es 1.00 Uhr, bis ich ins Bett kam - Montags muss ich dann Schlaf reinholen und um 22 Uhr ins Bett gehen. 

Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass von meinem heutigen Arbeitstag schon wieder fast drei Stunden ins Land gestrichen sind - aber so ein bisschen gehört der Blog ja zur Arbeit dazu (und die Unterbrechungen durch Anrufe meiner Mutter, die zur Zeit fast täglich neue "Baustellen" hat: Kaputter Boiler, kaputtes Auto, neue Fenster, kaputtes Ceranfeld...). Die Zeit am Vormittag kann ich mir heute außerdem gönnen, da mein Sohn heute von seinem Papa abgeholt wird und bei ihm übernachtet - mein Zeitfenster ist also flexibler. Da die Papa-Tage hier sehr unterschiedlich liegen, kommen immer wieder mal freie Abende hinzu, was mir innerhalb eines Tages Spielraum verschafft und notfalls kann ich auch Wochenend-Tage mit Arbeit zupflastern, denn oft genug verbringt mein Sohn Wochenenden bei Omi und neuerdings auch zweimal im Monat bei seinem Papa - dafür vermutlich künftig weniger bei Omi. 

Nun kam mein Sohn hier im Posting viel zu kurz - ein weiteres mal werde ich darüber sprechen, wie wir zwei unsere "Quality-Time" nutzen. Denn die haben wir auch - und auch die muss eingeplant werden... Ungeplantes (meist wenig erfreulicher Natur, "jemand krank" oder "was kaputt", wie letzthin erst meine externe Festplatte...) kommt erfahrungsgemäß noch genug! ;-)


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